Reformierte Kirche Sursee | Gestaltung Urkunden

Geprägte Urkunden für prägende Ereignisse: Wer sich in der Reformierten Kirche in Sursee taufen lässt, konfirmiert wird, heiratet, der Kirche beitritt oder hinzuzieht, erhält eine von angehrngrafik gestaltete Urkunde. Im Gespräch mit Pfarrer Ulrich Walther (Kirchenbote 06/20) erzählt Fabienne Angehrn von der Botschaft und dem Inhalt dieses Werkes (das komplette Interview gibt es hier):

Was war die grösste Herausforderung beim Entwerfen der Urkunden?
Ausgangslage für die Urkunden stellten die vom Luzerner Künstler André Thomkins entworfenen Kirchenfenstern der Reformierten Kirche Sursee. Damit wird ein örtlicher Bezug zur Kirchgemeinde geschaffen. Zuerst galt es den Künstler und sein Werk zu verstehen, bevor ich mich an die Arbeit machen konnte. Ich wollte inhaltlich sowie visuell dem Künstler gerecht werden ohne dabei von meinem eigenen Stil und visuellen Prinzipien abzuweichen.

Als Ergebnis ist ein grafisches Gesamtkunstwerk entstanden. Werden die einzelnen Umschläge der Urkunden neben einander gelegt, ist eine Schleife zu sehen, die sich wie ein roter Faden durch alle Karten zieht? Warum eine Schleife und ein verbindendes Gesamtkunstwerk?
Thomkins war ein Wort- und Bildkünstler. Eine seiner Techniken, die auch bei den Kirchenfenstern in Sursee zur Anwendung kam, nannte er «Verschleifung». Der Begriff faszinierte mich und daraus entwickelte sich «die Schleife». Der Schlüsselbegriff – aus Thomkins Kunst abgeleitet und auf die Urkunden übertragen: Eine Schleife ist etwas festliches, schmuckes, sie verbindet z.B. das Brautpaar miteinander oder Konfirmanden mit der Gesellschaft. Die Schleife hält das gegebene Versprechen mit einem Knoten im Sinne von «nicht vergessen» fest. Zudem kann der Ansatz mit der Schleife beliebig weiterverfolgt und das Binden der Schleife zu einem Ritual gemacht werden.

Thomkins versteht es bei der «Verschleifung» einen raumzeitlichen Vorgang zu suggerieren: Das Auge folgt der Linie, Zeit wird geschaffen. So kann die Linie auch als Lebenslinie verstanden werden. Eine Zeitachse, die sich auf den Umschlägen der Urkunden jeweils schwungvoll von der Rückseite auf die Vorderseite sowie über alle Urkunden zieht. Die einzelnen Teile stehen als Lebensabschnitt.

Die Schleife formt sich zu einer Taube, einer Hand, einem Herz, einem Baum und einem Haus. Wieso?
Pro Urkunde wurde ein symbolträchtiges Sujet definiert, das die Thematik des Ereignisses aufgreift und in die Serie passt. Das Motiv musste sich aus einer durchgehenden Linie erstellen lassen, um die Idee der Schleife in der Form zum Ausdruck bringen zu können.

Für die Karten wurde ein Prägedruck gewählt. Das ist ungewöhnlich. Heute wird vieles glatt und im Hochglanz publiziert. Hat dies etwas mit dem Prägenden der Kirche zu tun?
Das Thema Nachhaltigkeit ist auch im Druck gross. Es werden vermehrt Natur- und Recyclingpapiere verwendet. Als Grafikerin kann ich bei der Gestaltung von Drucksachen Einfluss darauf nehmen und so einen wichtigen Beitrag zur Umwelt leisten. Für den Umschlag der Urkunden haben wir uns für eine wertige Prägung entschieden – ein haptisches Erlebnis, so wie auch Taufe, Konfirmation und Hochzeit prägende Erlebnisse sind.